Ornithologie

Schutz für die Felsbrüter im Wallis

Erste Gespräche zwischen Ornithologen der Vogelwarte und dem Kletterclub Oberwallis haben im Dezember 2017 stattgefunden. Ziel der Ornithologen ist es nicht, Sperrungen bestehender Klettergebiete durchzusetzen. Gemeinsam mit den Kletterern sollen in problematischen Klettergebieten verträgliche Lösungen gefunden werden. Bei zukünftigen Erschliessungen soll darauf geachtet werden, dass die Kletterrouten nicht in unmittelbarer Nähe von Brutstandorten der sechs seltensten und empfindlichsten Vogelarten felsiger Gebiete des Kantons (Bartgeier, Steinadler, Wanderfalke, Uhu, Blaumerle und Alpenkrähe) liegen. Besprochen wurde in der Sitzung vom 14.12.2017 die Nutzung und Neuerschliessung von Kletterrouten am Pfynpfeiler und im Feschelloch:

Pfynpfeiler
Die heute bestehenden Kletterrouten stellen kein Problem dar, Richtung Westen sind keine neuen Touren zu erschliessen.

Feschelloch
Die bestehenden Kletterrouten im Feschelloch sind nicht von einer Sperrung bedroht. Der Schluchtbereich zwischen Wasserfall im Feschelloch und Kapellengraben darf aber nicht erschlossen werden.
Um diese Informationen öffentlich zu machen, ist seitens Kanton geplant, Informationstafeln an den Zustiegen zum Pfynpfeiler, Feschelloch, Kapellengraben zu erstellen.


Weitere Infos zu Auftrag und Ziel der Vogelwarte

Im Wallis wurden in den letzten Jahren mehrmals Konfliktsituationen zwischen der touristischen Nutzung von Felswänden und Brutvorkommen seltener Vogelarten bekannt. Die Vogelwarte hat deshalb von der kantonalen Dienststelle für Wald und Landschaft den Auftrag erhalten, eine Karte mit allen aus ornithologischer Sicht empfindlichen Felswänden zu erarbeiten. Diese räumliche Darstellung soll den Behörden als Entscheidungsgrundlage dienen. Die Karte berücksichtigt die Bedürfnisse der sechs seltensten und empfindlichsten Vogelarten felsiger Gebiete des Kantons: Bartgeier, Steinadler, Wanderfalke, Uhu, Blaumerle und Alpenkrähe. Konkret wurden aktuelle und historische Informationen über die teilweise von Jahr zu Jahr wechselnden Brutplätze integriert. Bei momentan expandierenden Vogelarten wie dem Bartgeier wurden auch Szenarien der zukünftigen Entwicklung mit einbezogen.

Karte der für die Vogelwelt wichtigen Walliser Felswände. Der Anteil dieser rot markierten Flächen ist im Vergleich zur gesamten, grau gefärbten Felsoberfläche sehr gering!
(Foto © swisstopo, Quelle: www.vogelwarte.ch)

Die Karte der aus Sicht der Vögel empfindlichen Felswände ist nicht als Grundlage für weitere Verbote anzusehen. Sie dient vielmehr dazu, zusammen mit anderen interessierten Parteien die menschlichen Aktivitäten in diesen Naturräumen möglichst konfliktfrei weiter zu entwickeln. In einem ersten Schritt sollen nun die Informationen über empfindliche Felswände mit denen über die im Wallis bestehenden Kletterrouten verglichen werden, um Konfliktgebiete zu lokalisieren. Endziel ist ein gemeinsames, offizielles Produkt in Form einer «Koexistenzkarte» zwischen Vogelschutz und Kletterei für den ganzen Kanton, die dann allen Nutzern von Felswänden zur Verfügung steht. Jüngste Erfahrungen haben gezeigt, dass das Beilegen bereits entzündeter Konflikte häufig negative Spuren bei jenen Beteiligten hinterlässt, die sich in ihren Freiheiten eingeschränkt fühlen. Das führt kaum je zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung. Deshalb sehen wir hier einen vorausschauenden, konstruktiven und partnerschaftlichen Lösungsansatz vor. Er basiert auf einer alten Lebensweisheit, die wir durchaus auch im Vogelschutz anwenden können: Vorbeugen ist besser als heilen!